Der Jüdische Garten liegt zwischen dem Japanischen und dem Christlichen Garten. Sein Wegenetz aus Mosaikpflaster liegt über dem asphaltierten Hauptweg der Gärten der Welt und zieht Besuchende so unauffällig bis zur Mitte des Gartens. Zwischen den Wegen gedeihen Nutz- und Zierpflanzen in Feldern unterschiedlicher Größe und Form. Zwei Recherchen begleiteten das Projekt: eine historische und eine künstlerische-literarische. Beide haben Pflanzweise und Pflanzenauswahl bestimmt. Die Bezüge zur Geschichte und Kultur jüdischen Lebens sind vielfältig und nicht direkt zu interpretieren. Sie brauchen Erzählungen und Erläuterungen. An zwei Punkten im Wegenetz stehen skulpturale Pavillons, die zum Verweilen einladen. Dort wird das geerntete Obst und Gemüse zum Verschenken ausgelegt. Das Gesamtkunstwerk ist Ergebnis einer Zusammenarbeit von Manfred Pernice, Wilfried Kuehn und atelier le balto
Espace pour la vie, Kanadas größter naturwissenschaftlicher Museumskomplex, betraute Kuehn Malvezzi zusammen mit den in Montréal ansässigen Büros Pelletier de Fontenay und Jodoin Lamarre Pratte architectes sowie dem Berliner Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto mit der Planung des neuen Insektariums in Montréal. Mit dem Konzept der Verschmelzung von Architektur und Natur gewann das Planungsteam 2014 den hierzu ausgelobten, internationalen Wettbewerb.
Die Architektur des Insektariums wird nach außen durch drei archetypische Strukturen sichtbar, die eine behutsame Integration in die bereits bestehende Landschaft des Botanischen Gartens vermitteln. Ein eingefasster Schmetterlingsgarten dient als entspannter Ort des Willkommens. Der Garten fällt bis zum Sockel eines Gewächshauses ab, das eine zentrale Halle und Lebensräume für lebende Insekten enthält. Jenseits des Gewächshauses erhebt sich ein rätselhafter bepflanzter Hügel. Diesekokonartige Kuppel birgt die Sammlung des Insektariums.
Im Inneren löst ein präzise choreografierter Rundgang durch das Museum die Grenzen zwischen Mensch und Natur durch barrierefreie Ausstellungen und immersive Sinneserfahrungen auf: ein unterirdisches Labyrinth irritiert die menschlichen Sinne durch die Imitation des Sehens, Hörens und der Bewegungen von Insekten; in einer gewölbten Kuppelhalle wird die einzigartige Sammlung des Insektariums präsentiert; das lichtdurchflutetes Große Vivarium des Gewächshauses bietet den Besucher:innen einen unmittelbaren Kontakt zu lebenden Insekten in ihrem natürlichen Habitat.
„Der Kunstpreis Berlin 2022 der Sektion Baukunst der Akademie der Künste geht an das Berliner Büro atelier le balto. Nachdem die Sektion 2020 eine Zeitschriftenredaktion auszeichnete und 2021 mit dem katalanischen Büro Harquitectes überraschte, entschied sie sich dieses Mal für ein Landschaftsarchitekturbüro, das zuweilen an den Grenzen der Disziplin arbeitet. Prozesshaftigkeit, die gärtnerische Praxis vor Ort – zugleich eine betont künstlerische Haltung – und die Arbeit mit einfachen Mitteln und Materialien spielen in vielen Projekten des Büros eine wichtige Rolle. Gegründet wurde atelier le balto 2001 von Marc Pouzol und Laurent Dugua, bereits ein Jahr später stießen Véronique Faucheur und Marc Vatinel als Partner*innen dazu. Dugua verließ 2004 das Büro, seit 2007 gehört Nil Lachkareff zum Team. (…)“
Der Jüdische Garten in den Gärten der Welt -Berlin Marzahn. Mit Manfred Pernice und Wilfried Kuehn.
Garten der Diaspora, W. Michael Blumenthal Akademie. Berlin Foto: hiepler, brunier,
„Eine zarte, löchrige Schneedecke liegt auf den Beeten. Einige wenige Zentimeter hohe Pflanzen schaffen es dennoch, ihre grünen Blätter herauszustrecken. Das Getreide Winterdinkel hat ein Beet für sich, einige Meter weiter entfernt wachsen Inkarnat-Klee, Winterwicke, Einkorn und Winterroggen. Alles Pflanzen, deren beste Zeit in den kalten Monaten ist.
Überragt werden die kleinen Gewächse von Bäumen. An diesem nebligen Samstagmorgen spiegelt der »Jüdische Garten«, der in den »Gärten der Welt« in Berlin-Marzahn liegt, eine Winter-Idylle wider. Es ist die erste kalte Jahreszeit nach der offiziellen Eröffnung im Oktober (…)“
„Die Entstehung des Berg Cröbern“ atelier le balto, Preisträger
Beurteilung durch das Preisgericht:
Die Modellierung einer Flanke des Berges als 15 m hohe Terrassen lässt ein charakteristisches Landschaftselement von großer Prägnanz entstehen. Die Erschließung über Rampen und Treppen erzeugt spannungsreiche Aufstiege auf den Gipfel mit wechselnden Blicken in die Landschaft. Ein schattiger Hain auf dem Hochpunkt dient als gemeinschaftlicher Treff- und Aussichtspunkt. Mit dem begehbaren ringförmigen Wall am Fuße des Berges gelingt es, den umgebenden Naturraum mit der Göhrener Insel bis zum See bar in den neuen Landschaftspark einzubeziehen. Über die terischen Aspekte hinaus verfolgt der Beitrag auch einen werten sozio-kulturellen Ansatz: die Gestaltung der Terrassen-Plateaus soll lokalen zivilgesellschaftlichen Akteuren zur Aneignung überlassen werden, die in einem partizipatorischen Prozess unterschiedliche gärtnerische und landwirtschaftliche Konzepte erproben und umzusetzen können.
Der ehemalige Recyclinghof am Hochwasserbassin ist Teil vom PARKS. Hier wird das „Vorgefundene“, wie z.B. eine Halle und das Pförtnerhaus, die Asphaltfläche und die Bestandvegetation, die lange Böschung und der Kai am Wasser, als Potenzial für die Umwandlung des Terrains in einen Park verstanden. Seit 2019 werden Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge aus der Nachbarschaft mit den klar skizzierten Umwandlungsprinzipien der Landschaftsarchitekt*innen zusammen geführt und gemeinsam weiterentwickelt und umgesetzt.
Ein Projekt von Manfred Pernice, Wilfried Kuehn und die Landschaftsarchitekten von atelier le balto.
Der Werdegang
Der Jüdische Garten in die Gärten der Welt wird prozesshaft gebaut und gepflanzt. Zunächst entsteht die Grundstruktur des Gartens, bestehend aus Wege- und Platzflächen, zwei Gebilde und Gehölzen.
In das Wegenetz wurden Platzflächen und Felder unterschiedlicher Größe und Form eingebettet.
Plan: Nil Lachkareff, atelier le balto
Juni 2021
Ende 2020 wurden die raumbildenden Gehölze, darunter Obstbäume, wie Apfel, Birne, Mandel, Kirsche und Feige gepflanzt. Gleichzeitig entstanden die zwei skulpturalen Gebilde des Künstlers Manfred Pernice, die an Ort und Stelle fertiggestellt wurden. Ab März 2020 folgte die Pflanzung von Sträuchern, Stauden, Einjährigen…
Die Grundstruktur des Gartens
Pflanzungen März 2021 (Firma Planta, Berlin)
Véronique, atelier le balto
Felix, atelier le balto
Marc, atelier le balto
…und Nil, atelier le balto
Rankhilfen für Weinrebe und Brombeeren… (Firma KMB)
Der Jüdische Garten in die Gärten der Welt, berlin-Marzahn. Manfred pernice, Wilfried Kuehn und atelier le baltoRacines nues, März 2021Pflanzensammlung
Skizze: atelier le balto Birken/ Stauden/ neue Wege und vier BänkeModell
Die Umwandlung des Gartens entsteht in einer Serie von gärtnerischen Interventionen: Ende Februar 2019 wurden Pflanzen weggenommen und umgesetzt sowie Raum für neue Ideen geschaffen. Danach folgte eine Ruhephase, damit im Frühsommer 2020 und im Anschluss anfang November 2020 neue Pflanzungen stattfinden könnten.
Mit freundlicher Unterstützung des Fördererkreises Brücke-Museum e.V.
Viele Gärtner…Vier Bänke aus Eiche…… Neue Akteure… Viele jungen Birkená suivre… La suite im Patio des Museums….
Danke an alle Gärtner: Jan, Uwe, Nil, Felix, Véronique & Marc