Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Berlinischen Galerie realisieren die Landschaftsarchitektinnen von atelier le balto auf dem Vorplatz des Museums eine künstlerische Garteninstallation. Die Südfassade des Museums wird mit verschiedenen Kletterpflanzen bespielt. Unter der gegenüberliegenden Baumreihe, die zur Straße hin anschließt, entsteht ein Terrassendeck mit Sitzmöglichkeiten. Die Installation lädt zum Verweilen ein, schafft eine besondere Aufenthaltsqualität auf dem Vorplatz und spendet in den heißen Sommermonaten Schatten. In und um den öffentlichen Garten herum finden im Sommer 2025 verschiedene Veranstaltungen wie Artist Talks, Performances oder Vermittlungsprogramme statt. Der neue geschaffene Ort lädt Besucherinnen und Nachbar*innen der Berlinischen Galerie dazu ein, in entspannter Atmosphäre zusammen zu kommen.
véronique faucheur, marc pouzol, marc vatinel, nil lachkareff & lilith unverzagt
Erste Skizze „respiration“
Dezember 2024 bis Dezember 2025 im kgm
„Respiration“ könnte der Titel einer Choreografie sein. Tatsächlich ist die Gartenkunst, als Ausdrucksform, eng mit der Bewegung verbunden. Nur sind hier die Pflanzen die Akteure und wir, Garten- und Landschaftsarchitekt:innen und Gärtner:innen, stellen deren Wachstumsbedingungen her – durch Licht, Schatten, Boden, Wasser und Standortbestimmung.
Anfang Dezember fand der erste Workshop mit atelier le balto und Studierenden der UdK statt. Gemeinsam räumen wir den Garten auf, sammeln Feld- und Ziegelsteine, stapeln Granitplatten und haken Laub. Die vom Buchsbaumzünsler befallenen Buxus sempervirens (Buchsbaumkugeln) werden zu Mulch geschreddert und bleiben Teil des Kreislaufs im Garten. Auch die lichtschluckenden Eiben und dunklen Mahonien werden zurückgeschnitten und die Rosen auf den Stock gesetzt, damit sie im Frühjahr neu austreiben können. Geranium und Miscanthus werden verpflanzt und die jungen Obstbäume in Wurzelbeuteln im Carrée aufgestellt. Die Yucca wird freigeschnitten und auch die drei großen Bäume Cornus (Hartriegel), Prunus (Steinobstgewächs) und Carpinus (Hainbuche) werden aufgeastet, sodass mehr Licht in den Garten dringt. Äste, Wurzeln, Laub und Sträucher werden geschreddert und zu Mulch verarbeitet, der in einem halben Jahr als Humus im Garten verteilt wird. Für die Zwischenzeit wird Gründünger gesät, der den Boden schützt, auflockert und ihn im Frühjahr als Mulch anreichert. Die Transformation des Gartens beginnt im Dezember und wird von einer Ausstellung im Museum und im Garten begleitet.
„Kuehn Malvezzis Siegerprojekt sah neben dem Verwaltungsgebäude für das Jobcenter und die aufgesattelten Forschungsbauten ein drittes wesentliches Element vor: Ein vertikaler Garten sollte den Übergang zur Nachbarbebauung bilden und gleichzeitig einen öffentlichen, parkartigen Weg vom Erdgeschoss hinauf zum Gewächshaus entstehen lassen. „Bislang kannten wir den vertikalen Garten in zwei Ausführungen“, erläutert Wilfried Kuehn: „Als botanisches Gemälde á la Patrick Blanc – sehr schön aber sehr statisch und furchtbar schwer zu erhalten. Oder als „Etagere“, wie sie der Architekt Stefano Boeri bei den beiden Hochhaustürmen „Bosco Verticale“ in Mailand realisiert hat. Auch sie ist in der Unterhaltung eine gärtnerische Herausforderung und nimmt dem Gebäude zudem Licht und Ausblick. Wir wollten etwas Drittes.“
„Dieses „Dritte“ entwickelten Kuehn Malvezzi zusammen mit den Berliner Landschaftsarchitekten vom atelier le balto. le balto knüpften bei dem Entwurf an ihren 2002 entstandenen „jardin sauvage“ hinter dem Palais de Tokyo in Paris an. Auf einer grabenartigen, völlig im Schatten liegenden Brachfläche pflanzten sie damals Gewächse, die in der Lage waren, hoch hinaus ins Licht zu wachsen. In Oberhausen konzipierten sie die Bepflanzung so, dass diese zukünftig ohne aufwendige Pflege von sich aus nach oben wächst. Rund 15 verschiedene Kletterpflanzen – Wilder Wein, Glyzinien, Clematis, Rosen, Aristolochia – sollen bald das Metallgerüst überziehen, in das die Treppen und Stege des vertikalen Gartens eingehängt sind. „Wir schaffen so ein vertikal orientiertes Parterre, durch das sich die Menschen hindurchbewegen sollen“, beschreibt Wilfried Kuehn die Intention der Architekten und ergänzt: „Wir mögen außerdem die industrielle Anmutung des Gartens, die auch ästhetisch die Verbindung zum Gewächshaus herstellt.“ (…)