Insel Hombroich

Der Plan wächst mit dem Garten

Von Roland Nachtigäller, Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich

„Seit dem Sommer diesen Jahres hat die Insel Hombroich einen neuen und erfahrenen Partner für die Weiterentwicklung der Landschafts- und Naturthematik an ihrer Seite: Véronique Faucheur und Marc Pouzol begleiten mit ihrem Team vom atelier le balto (Berlin) die weitere Entwicklung zwischen Museum und Raketenstation. Dabei haben sie sich nicht nur intensiv in die Geschichte und den Geist von Hombroich eingearbeitet, sondern treffen auch mit ihrem das Vorhandene respektierenden, naturnahen und kreislauforientierten Ansatz auf die seinerzeit wegweisenden Gründungsideen der Insel.“

Skizze: atelier le balto, 2022

„Nach großen und teils langfristig angelegten Kooperationen mit der Villa Romana in Florenz, dem Jüdischen Museum in Berlin oder dem Ludwig Forum Aachen sehen die Akteure vom atelier le balto ihr Engagement für die Insel Hombroich als einen Höhepunkt ihrer Karriere. Zugleich machen sie das Projekt zum Thema ihres Seminars an der Universität der Künste Berlin, was unsere Wahrnehmung gerade bei jungen Leuten nochmal deutlich verstärkt.“

„Die Arbeit im atelier le balto entsteht nicht primär am Schreibtisch und in der Theorie, sondern in sogenannten Aktionswochen, die akribisch mit Zeichnungen, möglichen Szenarien und Arbeitsplänen vorbereitet, dann aber mit viel praktischem Einsatz vor Ort realisiert werden. Für ihre erste Hombroich-Woche reisten daher nicht nur Véronique Faucheur, Marc Pouzol und Lilith Unverzagt an, sondern sie waren in Begleitung ihres Partners aus Le Havre, Marc Vatinel (u.a. Baum-Experte) mit seiner Assistentin, sowie acht Studierenden, die mit Begeisterung und viel ehrenamtlichem Engagement mit angepackt haben.“

Eschenraster- Waldring

„Thema der ersten Aktionswoche im Museum war das Eschenraster bei den Wächtern von Anatol und der  angrenzende Bauerngarten. Die Eschen sind allesamt von einer unheilbaren Pilzkrankheit befallen und kippten bereits eine nach der anderen um. So entstand der Plan, nicht auf den langsamen Verfall zu warten, sondern die Bäume zu fällen und mit den fast an ihren ursprünglichen Standorten ausgelegten Stämmen ein neues Bild zu formen: ein lebendiger Rahmen für die Kunst. Während die Bäume für viele Insekten und Erdbewohner ein wichtiges Habitat bilden, entsteht dazwischen ein neues Biotop, das über die nächsten vier Jahre vom Staudengarten über das kontrollierte Gebüsch zu einem Waldring heranwächst.“

Avant-Après
Waldring

„Der alte Bauerngarten mit seinen wertvollen Obstgehölzen hingegen war stark verwildert, von Brombeeren überwuchert und fast nicht mehr zugänglich. Mit einer breiten gemähten Achse, aus der zuvor die alten Stauden entnommen und in den Eschenrahmen verpflanzt wurden, wird er nun auf natürliche Weise wieder zugänglich. Die Bäume wurden beschnitten, die Pergola freigelegt und mit den gefundenen Kräutern, Stauden und Gräsern ein Herbarium als Inventar für die zukünftige weitere Bearbeitung angelegt.“

Pendant…
Zeichnung: Lilith Unverzagt
Avant-Après…

„Die zweite Aktionswoche ist nun bereits für den Februar 2023 geplant, eine dritte im Mai. So kann man in den Ruhezeiten der Natur das neue Wachstum der Pflanzen vorbereiten und zugleich die Entwicklungen auch im Licht eines sich weiter verändernden Klimas beobachten. atelier le balto werden keinen fertigen Plan für Hombroich vorlegen, sondern im Geiste und Einklang mit der Natur das Projekt weiterentwickeln, getreu dem sie leitenden Ausspruch von Bertolt Brecht: „So wie der Garten mit dem Plan, wächst der Plan mit dem Garten.“

Link: Insel Hombroich

„Die Kunst des Gartens“

Gartenkultur und Freiraumentwicklung

UDK Gastprofessur: atelier le balto, Véronique Faucheur, Marc Pouzol & Nil Lachkareff

Tutorin: Joanne tschenett

„Der Garten ist Prozess der Zeit und seine
Eigenartigkeit besteht aus Pflanzen, Licht,
Schatten, Wind, Regen und Besuchern. Was
definiert einen Garten in der Stadt, wie sind seine
Verhältnisse zu den Bauten? „

„Gärten können kurzeitig oder langfristig
erscheinen; sie verändern den Blick auf die
Stadt. Sie funktionieren als Anziehungspunkte in
der Stadtlandschaft, sie verlagern die
Aufmerksamkeit innerhalb des Ortes ihrer
Erscheinung.“

…von atelier le balto in Berlin

Überzeugungen

Das Thema der Landschaft ist sehr komplex. Um sich ihm nähern zu können, bedarf es gewisser Überzeugungen, die der Garten- und Landschaftsarchitekt durch seine Erfahrung erwirbt. Wir haben lange über die Überzeugungen gesprochen, die unser Atelier ausmachen, in unserer Erinnerung gegraben und zugleich aktuelle Ereignisse damit verknüpft. Aus den Gesprächen haben sich drei Themen herauskristallisiert, die uns sehr wichtig sind:

Die Rolle der Pflanzen in einem Projekt, das Thema der Kultivierung des Blicks und die erfinderische Sparsamkeit.

Der Ausdruck der Kultivierung des Blicks geht auf den Titel des Garten-Festivals der Temporären Gärten zurück. Wir wollten damals thematisieren, welche Rolle dem Garten- und Landschaftsarchitekt beim Verstehen und Gestalten der Stadtlandschaft Berlins zukommen könnte. Seitdem nutzen wir diesen Ausdruck um die Haltung zu bezeichnen, die wir im Laufe unserer Arbeit ausgebildet haben, und unserer Absicht unsere Wahrnehmung der Landschaft anderen mitzuteilen. Wir Landschaftsarchitekten kultivieren immer den Blick der Einwohner und Besucher einer Stadt, aber auch (als Lehrende) denjenigen der Studierenden und unserer KollegInnen, der ArchitektInnen, und StadtplanerInnen und natürlich (in unserer beruflichen Praxis) den Blick der verantwortlichen PolitikerInnen und EntscheidungsträgerInnen.

Die Grundzüge unserer Projekte (im atelier lebalto) erwachsen stets einer Skizze oder einer Zeichnung. Diese sind oft streng und gradlinig. Danach wählen wir sorgfältig die Pflanzen aus, die dann den Raum in Besitz nehmen, Wurzeln schlagen und somit bald die ursprünglichen Grenzziehungen überwachsen. 
Die Pflanzen erstaunen und überraschen den Besucher und rufen verschiedene Reaktionen hervor.
So werden unsere Gärten die Bewohner und Besucher dazu einladen, ihren Blick auf einen mit Pflanzen neu gestalteten Raum zu kultivieren und so auch ihre Stadtwahrnehmung zu hinterfragen.

Das Prinzip der erfinderischen Sparsamkeit [Economie inventive] wurde von unserem Kollegen Alexandre Chemetoff im Rahmen seiner Arbeit für die Île de Nantes in Frankreich geprägt. Es geht darum nicht die größte Bausumme zu erzeugen, sondern auf eine intelligente Weise aus dem Bestand heraus das Projekt zu entwickeln. Also keine Tabula rasa, sondern mit geschickten Mitteln den Ort umwandeln und bereichern.

In dieser Lehre möchten wir die Studierenden dazu einladen, u.a. diese drei Prinzipen kennenzulernen, für sich selbst zu überprüfen und damit ihre eigene Haltung beim Handeln schrittweise zu entwickeln.

Mehr unter: UDK

Gartenparade, Berlinische Galerie

Pflanzen Partitur, Hamburg-Mitte

Erste Skizze, atelier le balto
Entwurf, atelier le balto

(…) „Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Am Gertrudenkirchhof mit seiner langen, bewegten Geschichte schlagen wir nun ein neues Kapitel auf. Der temporäre „Grüne Garten“ soll die Aufenthaltsqualität an diesem Ort stärken und ein Angebot an alle darstellen, diese urbane Bühne kreativ zu nutzen – mit Raum für Ideen und vielfältige Angebote der Stadtkultur. Das Umfeld ist ideal: Rings um den Platz ist jede Menge kreatives Potenzial vorhanden, das diesen Ort mit viel Lebendigkeit füllen wird. Die Investitionen am Platz in Höhe von rund 500.000 Euro aus Mitteln des Investitionsprogramms zur Aufwertung öffentlicher urbaner Räume sind gut angelegt, und ich hoffe, dass sich Menschen jedes Alters und jedes Hintergrunds vom „neuen“ Gertrudenkirchhof angesprochen fühlen.“

52 florale Motive…

Gordon Nelkner, Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt im Bezirksamt Hamburg-Mitte: „Die temporäre Umgestaltung des Gertrudenkirchhofs, mit dem Ziel einer weiteren Verbesserung von Kleinklima und Aufenthaltsqualität, schafft eine grüne Achse von der Mönckebergstraße zur Binnenalster. Die dort durchgeführten Maßnahmen werten diesen noch recht zurückhaltenden und entdeckenswerten Bereich in der City deutlich auf und verwandeln den einstmals kargen Platz in eine begrünte Oase direkt neben der quirligen Mönckebergstraße. Die Umgestaltung nimmt sich der Herausforderung an, den Platz, trotz der dortigen langjährigen Baustelle am Umspannwerk, erlebbar zu machen. Hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit zwischen der BSW und dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, um eine kurzfristige Umsetzung dieser Maßnahme sicherzustellen.“

(…) „Das Berliner Landschaftsarchitektur Büro atelier le balto hat den Entwurf für die Umgestaltung entwickelt, dazu wurden 52 florale Motive mit vielfältigen Pflanzenkollektionen kombiniert. Der „Grüne Garten“ soll bis mindestens Ende 2025 fortbestehen und allen Besucherinnen und Besuchern der Hamburger Innenstadt einen attraktiven Aufenthaltsraum bieten.“

Januar 2023…
April 2023…

„In erfolgreicher Zusammenarbeit mit verschiedenen mittelständischen Bauunternehmen ist es gelungen, trotz höchst angespannter Lage auf dem Baumarkt die Maßnahme nicht nur termingerecht, sondern auch günstiger als veranschlagt umzusetzen.“

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Pressestelle

Mehr unter: Presse

Landschaftsarchitektur, bureau de paysage, Berlin